Die Konfliktphasen nach Glasl

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DeSelfie kommentiert und verlinkt interessante Artikel, Projekte und Menschen für Schnell-Leser. Heute haben wir uns ein bekanntes Buch herausgegriffen, das es sich immer mal wieder lohnt, in die Hand zu nehmen. Die meisten Kommunikationswissenschaftler und Psychologen unter Ihnen werden den Autor kennen – und vielleicht auch diejenigen unter uns, die sich oft streiten: Friedrich Glasl. Er beschreibt mit seinen Konfliktphasen, wie Konflikte verlaufen und warum man Konflikte stoppen sollte, bevor es keinen Weg zurück gibt. Willkommen, Konflikt!

Konflikt, Konfliktchen – was genau?

Glasl benennt neun Konfliktphasen. Er beschreibt, wie aus einer Meinungsverschiedenheit oder einer harmlosen Diskussion ein großes Drama werden kann. Vielleicht kennen Sie das selbst aus Ihrem Alltag: Ursprünglich hat etwas “eigentlich ganz klein angefangen” und “eigentlich war es nicht wirklich nötig, sich über X oder Y zu streiten”. Doch dann sind alltägliche Meinungsverschiedenheiten manchmal doch plötzlich ziemlich ausgeartet.

Glasl erklärt dies in seinem Buch “Konfliktmanagement: Ein Handbuch für Führungskräfte, Beraterinnen und Berater“: Unser Gehirn macht laut Glasl durch den Konfliktprozess evolutionär gesehen eine rückwärtige Entwicklung. Im Konflikt- und inneren Stressfall kommen uns gewisse Hirnareale mehr oder weniger für kurze Zeit abhanden und wir reagieren weder rational noch reflektiert.

Um zu begreifen, was in den jeweiligen Parteien vorgeht, und wie unsere Gedanken und Reaktionsmuster beeinflusst sind, kategorisiert Glasl neun Stufen des Konflikts. Jede Stufe ist also durch bestimmte Wahrnehmungsmechanismen gekennzeichnet. Dabei steht für Glasl im Fokus zu betonen, dass wir zunehmend eingeschränkt werden in unserem Denken. Wir sehen nicht mehr alle Lösungen, die wir sonst sehen und fokussieren uns mehr auf die Fehler des anderen, statt auf unser eigenes Ziel. Je tiefer man im Konflikt steckt, desto stärker wirken diese Automatismen.

Wie extrem unsere Gedanke in Konflikten beeinflusst werden können, zeigt die letzte Stufe mit dem Titel “Gemeinsam in den Abgrund”. Hier geht es wirklich nur noch um den Wunsch nach dem Untergang der anderen Partei – egal um welchen Preis und auch dann, wenn es bedeutet “sich selbst in den Abgrund zu stürzen”.

Konfliktmanagement von Friedrich Glasl

Konfliktmanagement von Friedrich Glasl

Was heißt das für uns?

Zusätzlich unterteil Glasl seine Stufen in folgende Kategorien: “win-win”, “win-lose” oder “lose-lose”, um die Austrittsmöglichkeiten der beiden Partien in der jeweiligen Stufe zu beschreiben. Das bedeutet, dass bis Stufe 3 beide Parteien, wenn sie kooperieren, als Gewinner aus dem Konflikt gehen können, während ab Stufe 4 bereits einer nachgeben muss. Und irgendwann sind die Fronten so verhärtet, dass beide als Verlierer rausgehen müssen.

Das bedeutet im Umkehrschluss, dass wir unser Verhalten ändern können. Wir können die von Glasl beschriebenen Automatismen gezielt aushebeln, wenn wir lernen, uns selbst wahrzunehmen. So können wir bemerken, ab wann unsere Gedanken und Handlungen in Konflikten irrational werden. Das lässt Raum, sich bewusst eine Auszeit zu gönnen. Glasl geht nicht davon aus, dass man die Stufen nicht wieder zurück gehen kann. Jedoch wird der Verlust größer, je weiter der Konflikt fortgeschritten ist.

Dies verdeutlicht, warum es so wichtig ist, sich selbst zu reflektieren. Große Konflikte (egal, ob am Arbeitsplatz oder mit dem Partner) könnten durchaus frühzeitig de­es­ka­lie­rt werden.

Warum DeSelfie?

Glasls Stufen zum Thema Konflikt stellen ein hilfreiches Tool dar, um das eigene Verhalten in Konflikten zu beobachten. Dies ermöglicht, aktiv gegen die “primitiven” Automatismen unseres “Steinzeitsgehirns” zu wirken. Nutzen können wir dieses Wissen allerdings nur, wenn wir uns selbstreflektiert auf der Spur sind. Wer bereit ist, in sich selbst hineinzuhorchen, wird gewiss von diesem Buch profitieren.

In seinem Buch beschreibt Glasl noch viele weitere spannende Dynamiken, wie zum Beispiel die Gegensatzpaare “heißer und kalter Konflikt” und bietet darüber hinaus einige Konfliktlösungstools an.

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Bestimmt kennen auch Sie diesen Filmklassiker: Der 1989 gedrehte Film “Der Rosenkrieg” bietet eine brillante Möglichkeit, den Verlauf dieser Phasen nachzuvollziehen.

Wer Lust auf mehr hat, kann sich mit einem spannenden Essay über den Wert von Selbstreflexion in der postdigitalen Ära unterhalten.

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