Wenn wir die Wahl haben: lieber Homeoffice – oder Büro?
Seit Corona haben viele unter uns neue Erfahrungen in Sachen Homeoffice gemacht. Manche können besser zuhause arbeiten, obwohl oder weil die Kinder, der Partner oder die WG-Kollegen zuhause sind. Andere sind froh, wenn sie hin und wieder ins Office gehen können. Oder wieder regelmäßig. Unsere Tendenz hängt stark von inneren und äußeren Faktoren ab: Wie gestaltet sich mein Umfeld, wie meine innere Einstellung, wie meine Persönlichkeitsstruktur? In manchen Unternehmen hatte sich mobiles Arbeiten erst kurz von Corona durchgesetzt – andere sind bereits seit langer Zeit wieder davon abgekommen. Dabei sagt eine Stanford-Studie sehr deutlich: Homeoffice kann effizient und motivierend sein. Kann.
Bin ich selbst ein Homeoffice-Typ?
Obwohl Homeoffice für Arbeitnehmer gute Arbeitsbedingungen bieten und durchaus motivierend sein kann, haben viele Vorgesetzte auch jetzt ein mulmiges Gefühl, wenn ihre Mitarbeiter von daheim oder unterwegs aus arbeiten. Manchmal zweifeln sie an, ob die Mitarbeiter tatsächlich ihrer Arbeit nachkommen – oder ob sie das Vertrauen des Unternehmens und ihrer Vorgesetzten ausnutzen, um privaten Beschäftigungen nachzugehen. Was heißt das, wenn jemand nicht sofort ans Telefon geht? Wie haben wir es zu deuten, wenn Mails erst zeitverzögert beantwortet werden? Oder nachts? –… Die Antworten können höchst individuell begründet sein. Und ja, vielleicht ist der Mitarbeiter in einer speziellen Situation, die sein Handeln genau so erfordert. Und ja, vielleicht ist er oder sie trotzdem oder sogar deswegen motiviert und innovativ.
Empfehlung: ein, zwei Tage Präsenztage pro Woche
Was in deutschen Unternehmen zu beobachten ist: Die aktuelle “Rückkehr-Welle” ins Büro lässt noch auf sich warten. Unternehmen, die eine Rückkehr auf freiwilliger Basis ausgerufen haben, hätten mit mehr Mitarbeitern gerechnet. Vielfach haben Arbeitnehmer die Art des Arbeitens schätzen und lieben gelernt – auch weil sie besser mit den aktuellen Gegebenheiten, mit Homeschooling und Kinderbetreuung zu vereinbaren ist.
Bemühen wir eine Stanford-Studie aus dem Jahr 2015, auch wenn sie ein paar Jahre alt ist. Dort wurde belegt: Wer im Homeoffice arbeitet, ist fleißiger und motivierter. OKAY, an der Stelle sei gesagt, dass es sich um eine Studie in einer bestimmten Branche und in einer bestimmten Kultur mit experimentellem Charakter handelt. Interessant aber war schon damals die Empfehlung des führenden Forschenden, der folgende Hypothese aufstellte: Am zielführendsten für Unternehmen und Mitarbeiter gleichermaßen seien ein, zwei Präsenztage pro Woche.
Studie 2020
Eine Fraunhofer-Studie aus dem Jahr 2020 zeigt uns, dass rund 80 Prozent der Befragten zufrieden mit dem Homeoffice sind. Interessanter Befund, der mit der eingeschränkte Kinderbetreuung zu tun hat: 34 Prozent der Frauen benennen Produktivitätseinbußen, 20 Prozent Männer ebenso.
Für manche eine Herausforderung
Spannend, denn sicher ist es für manche unter uns eine echte Herausforderung, sich selbst zu motivieren und bei all der Ablenkung und privaten Verlockungen fokussiert zu bleiben und zu priorisieren. Aber offensichtlich sind wir Menschen also generell dazu fähig:-)
Daher ist die vermutlich wichtigste Frage: Welcher Typ bin ich selbst?
Und: Was kann ich dafür tun, um effektiver im Homeoffice zu werden, wenn ich mich für diesen Weg aktiv entscheide(n kann)?
Reflexionsfragen zum Thema Homeoffice:
- Wie steht mein Unternehmen generell und jetzt im Speziellen zum Thema?
- Welche Haltung haben meine direkten Vorgesetzten?
- Wie möchte ich mich selbst positionieren … inwiefern kann ich glaubhaft versichern, dass ich der bessere Mitarbeiter im Homeoffice oder im Office bin?
- Welcher Lern- und Arbeitstyp bin ich generell, wenn ich auf meine vergangenen Erfahrungen blicke?
- Wie leicht oder schwer fällt es mir, mit Ablenkungen zielführend umzugehen?
- Unter welchen Bedingungen sind mir Herausforderungen gut gelungen … im Homeoffice oder im Büro – und warum?
- Was müsste ich aktiv verändern, damit ich noch besser im Homeoffice oder aber im Office arbeiten kann?
Hier noch eine Studie über Homeoffice und Karriereknick.
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Nicht selten aber sind wir als Mitarbeiter nicht überfordert, sondern unterfordert – weil sie zu wenig Verantwortung bekommen, weil sie gelangweilt sind, weil sie innerlich abschalten: Hier ein Artikel über das Phänomen Boreout.
Inwiefern könnte es hilfreich sein, diesem Phänomen entgegenzuwirken, indem wir mehr mobil und im Homeoffice arbeiten?
DeSelfie heißt: Sich selbst auf der Spur sein.