Krisenprophylaxe? Dann am besten an “das Geschafft” denken!

Krisen & deren Bewältigung durch Selbstreflexion by pexels.com

Selbstreflexion: eine Methode, um für Krisen gewappnet zu sein. Danke pexels.com

Wenn wir von Selbstreflexion sprechen, dann geht es oft auch darum, wie wir mit vergangenen Krisen bisher umgegangen sind. Wie wir daraus gelernt haben – und welche Themen wir als unsere weiteren Entwicklungsaufgaben sehen. Sagen wir mal so: Die nächste Krise kommt bestimmt. Und dann fragen wir uns zurecht: Wie komme ich da bloß wieder raus? Wir von DeSelfie sagen: Kommt darauf an, in welcher Phase der Krise wir uns befinden!
Die folgende Methode bringt mehr Licht ins Dunkel: eine aktive Reflexionsarbeit in Phasen, orientiert an der “Veränderungskurve” von Richard K. Streich. Jeder kann sie still für sich machen – oder mit einem lieben Menschen zusammen und die Erkenntnisse teilen.

Wie habe ich das bloß hingekriegt?

Nehmen Sie sich ausreichend Zeit, ein weißes Blatt Papier – und schreiben Sie sich zu jeder Phase auf, was Ihnen zu den Fragen in den Sinn kommt. Wir versprechen Ihnen: Sie werden in jedem Fall immungestärkt daraus hervor gehen! Sie müssen auch nicht alle sieben Phasen auf einmal durchgehen, gönnen Sie sich ruhig eine Pause dazwischen.

Versetzen Sie sich zunächst einmal in Ihr ganz persönliches „Geschafft-Szenario”: Wie hat es sich damals angefühlt, als Sie nach der letzten Krise wussten: – “Ja, JETZT bin ich wieder überm Berg! JETZT geht es mir endlich wieder gut!“ –

Tanken Sie erst einmal dieses Gefühl auf, denn so können Sie auch ganz gelassen Ihre Reise durch die Phasen der letzten Krise antreten. Das kann eine vergangene Phase aus Ihrem Privatleben oder aus dem Arbeitsleben sein. Was Ihnen in den Sinn kommt und nützlich für Sie ist.

Wenn Sie also an diese letzte, überstandene Krise denken. Überstanden wohl gemerkt. Genährt von dem Gefühl, dass Sie diese ja überstanden haben, trauen Sie sich nun zurück an den Anfang.

Als die Krise begann.

Der erste Schock. Damals, als die Welt plötzlich in sich zusammenbrach…

1. Wie war das damals, in der Phase des Schocks?
Wenn ich zurückblicke, wie würde ich das heute einschätzen:

  • Was genau hat mich damals so schockiert?
  • Woran habe ich gemerkt, dass ich wie im Schockzustand war?
  • Wie haben mich damals mein Partner, meine Freunde, meine Familie, meine Kollegen wohl wahrgenommen?

2. Und dann kam die Phase der Distanz…Wie war ich damals so – in der Phase der Verneinung?

  • Was war der Anlass, dass ich vom Schock in die Verneinung gegangen bin?
  • Inwiefern war ich damals ein/e gute/r Verdränger/in?
  • Was habe ich damals gedacht, was gefühlt, was gesagt und getan?

3. Und…dann kam irgendwann im Prozess die Einsicht…wie genau und warum?

  • Wodurch habe ich erkannt, dass die Veränderung doch wichtig ist oder Sinn machen könnte?
  • Wie hat sich diese Einsicht bemerkbar gemacht und was würden meine engen Begleiter von damals wohl sagen, was in dieser Zeit mit mir passiert ist, was anders war?

4. Das ging dann fließend über in die Phase des Akzeptierens der Veränderung

  • Wie habe ich mich dann in dieser Phase gefühlt?
  • Inwiefern konnte ich die Veränderung dann doch annehmen?
  • Warum habe ich sie letztendlich dann akzeptiert? Was war der Preis?

5. Und in dieser Phase kam dann das Ausprobieren und Experimentieren…

  • Was war noch nicht ganz so leicht, wo fiel mir das Experimentieren schon leicht?
  • Gab es etwas, das mir zu diesem Zeitpunkt Hoffnung gemacht hat?
  • Was war nun plötzlich genau anders?

6. Und schließlich…mit etwas zeitlichem Abstand…die Erkenntnis…

  • Gab es einen bestimmten Zeitpunkt der inneren Einsicht?
  • Was hat geholfen, dass ich die Veränderung gelassener sehen konnte?
  • Inwiefern gab es vielleicht sogar kleine Erfolge?

7. Im Bestfall kam schließlich zum Abschluss die wertvolle Phase der Integration

  • Wie habe ich es damals geschafft, die Veränderung in mein Leben zu integrieren?
  • Was hat mir geholfen?
  • Was noch?

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Wie konnte ich die Veränderung zu dem Zeitpunkt rückwirkend betrachtet einordnen?

Natürlich ist nicht jede Krise oder Herausforderung gleich. Und nicht sofort können wir daraus lernen, darüber nachdenken und reflektieren. Der Ablauf, den wir psychisch durchlaufen, jedoch verläuft zumindest in ähnlichen Mustern.

 

Für alle, denen die pure Selbstreflexion zum Thema Krise nicht genug ist, gibt es unten noch etwas Theorie-Futter.

Denn wir finden wir in der Literatur ein paar große Namen, deren Werke empfehlenswert zum Weiterlesen sind:

Pionier: Kurt Lewin

Erstens stoßen wir auf Kurt Lewin, den großen Sozialpsychologen – und dessen 3-Phasen-Modell (1940er Jahre), zu dem wir heute, in unserer agilen Welt der Digitalisierung, sagen würden: Najaaa. Was ist heute schon noch linear zu sehen? Hängt nicht alles mit allem zusammen? Wenn wir das Modell um eine Reflexionsschleife erweitern, macht es wiederum viel Sinn: Wenn Veränderung ins Haus steht, müssen wir wortwörtlich erst einmal dafür bereit sein und “auftauen”: Dann können wir uns in Richtung Veränderung bewegen. Um dann wieder Ruhe zu finden.

In der Realität ist es heute so, dass die zeitlichen Zyklen dazwischen jedoch immer kleiner werden, die Phasen der Ruhe zwischen den Veränderungen immer kürzer. Für uns Menschen bedeutet das: sich selbst gut versorgen, Widerstandsfähigkeit lernen, für Erholung sorgen.

  1. Unfreezing
  2. Moving
  3. Refreezing
  4. (Phase 4: Reflexion, bereit für neue Veränderung)

Elisabeth Kübler-Ross

Dann haben wir noch Elisabeth Kübler-Ross, die schweizerisch-US-amerikanische Psychiaterin (ihr Hauptwerk erschien 1971). Sie hatte sich vor ihrem eigenen Tod 2004 mit dem Tod und dem Umgang von Krankheit und Sterben befasst ist.

Wie bei allen Theorien und Modellen gilt es auch hier, diese mit Vorsicht und Weitblick und im eigenen Kontext auf Richtigkeit zu überprüfen.

Wenn wir unsere eigenen Erfahrungen mit Tod beispielsweise ansehen, können wir uns fragen, inwiefern Kübler-Ross’ Ablaufplan mit dem unseren Gemeinsamkeiten hat/te. Ihre spätere Entwicklung zur Geistheilerin ist im übrigen bis heute umstritten.

Der exemplarische Ablauf von der Diagnose einer tödlichen Krankheit bishin zum letzten Atemzug:

  1. Nicht-wahrhaben-Wollen und Isolierung
  2. Zorn
  3. Verhandeln
  4. Depression und Leid
  5. Zustimmung

John P. Kotter und Richard K. Streich

Und schließlich gelangen wir in die 1990er bis 2000er Jahre. Wenn wir uns dann mit Veränderungen, die im Leben passieren können, auseinandersetzen, tauchen vor allem im organisationalen Kontext immer wieder die Namen John P. Kotter und der Name Richard K. Streich auf.

John P. Kotter (1990er) hatte 8 Phasen des Veränderungsmanagements definiert, die „Streich-Kurve“ von Richard K. Streich führt und durch die sieben emotionalen Phasen einer Veränderung, auf der auch unsere Fragen oben basieren.

Bei Streich haben wir 7 Phasen der Veränderung

  1. Schock
  2. Distanz/Verneinung
  3. Einsicht
  4. Akzeptanz
  5. Ausprobieren
  6. Erkenntnis
  7.  Integration

Weiterlesen und -schauen:

Wen das Krisenfieber gepackt hat und wer sich mehr Gedanken über seine persönlichen Veränderungen oder jene in Familie oder Unternehmen machen will, dem legen wir folgende Bücher ans Herz:

Richard K. Streichs Buch Fit for Leadership vor allem für Führungspersönlichkeiten, oder für Mitarbeiter, die einmal nachlesen möchten, was ihre Führungskräfte eigentlich so tun könnten, wenn sie wollten…

Immer noch aktuell ist John P. Kotters Buch “Das Pinguin-Prinzip”. Auf dieser Webseite kann man auch einen persönlichen Veränderungstest absolvieren.

Holt einen auf den Boden der Tatsachen zurück: Kübler-Ross’ Buch “Interviews mit Sterbenden” . Wir alle müssen sterben. Umso wichtiger ist es doch, sich zu hinterfragen: Was ist jetzt wichtig? Und wie gehe ich mit meiner aktuellen Krise um?

Interessant?

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DeSelfie heißt: Sich selbst auf der Spur sein.