Persönlicher Selbsterfahrungsbericht:

Kündigung & Trennung by pexels.com

Danke an pexels.com

Warum Kündigung und Trennung wichtige Lernerfahrungen fürs Leben sind.
Abschied nehmen, kündigen, Partnerschaft beenden: Wie geht guter „Abschied“ eigentlich? Braucht es das im Arbeitsleben?
Was wir wissen ist, wenn Phasen des Lebens nicht gut abgeschlossen sind, kann das Gleichgewicht aus dem Lot geraten. 
Meine Kündigungen und Trennungen. Wie liefen diese Abschiede bisher ab?
Eine Selbstreflexion.

Zusätzlich kann der Podcast hier aufgerufen werden, falls das Autoplay nicht funktioniert.

Wenn viele Fragezeichen bleiben

Aus heutiger Sicht würde ich sagen: Häufig waren Abschiede in meinem Arbeitsleben mit vielen Fragezeichen verbunden. Vom TV-Sender trennte ich mich Ende der 1990er Jahre einst, weil ich mir nicht mehr dabei zusehen konnte, wie ich Teil eines Systems wurde, das Menschen verheizte.

Ich war damals  junge Hospitantin bei einer bekannten Talkshow und arrangierte eigenverantwortlich Sendungen vom Casten der Talkshow-Gäste bis hin zur Erarbeitung der Sendestrategie, dem Briefing der Moderatorin und der Abnahme der Sendung. TV-Ausweis um den Hals und exklusive Feiern auf der Etage inklusive. Und irgendwie: Regisseurin des Lebens sein! Und: aufregend! Aber auch: anstrengend! Nerven zerreißend! Irgendwann: nervig. Belastend.

Wer hinterfragt, ist nicht immer gern gesehen

Ich wollte meine Bedenken anbringen. Und ob es vielleicht irgendwie anders Sinn machen würde, eine andere Stelle, eine andere Aufgabe, also diese Beziehung, er und ich, der Sender, fragte ich. Das interessierte damals aber niemanden. Also ging ich. 

Es hatte damals wenig Wirkung gezeigt, dass ich die Dinge kritisch hinterfragen wollte. Vermutlich war das sehr unbequem. Vielleicht habe ich es auch nicht klar genug formuliert. Was ich damals nicht wusste war, wie wichtig Sinnkonstrukte für uns Menschen sind und wie unwahrscheinlich es sein würde, dass meine KollegInnen und Vorgesetzten von ihren Konstrukten abkommen würden. Denn sie waren ja fest im Sattel ihres Sinnkonstruktes gesessen. Und wen das Pferd einmal abwirft, der kommt so schnell nicht wieder hinauf.

Mein Referenzschreiben wünschte mir “alles Gute für die Zukunft” und lobte mich. Ich empfand es immer als besonderes Lob, wenn in meinen Zeugnissen stand: “Wir hätten Sie gerne weiter hier beschäftigt.” Das stärkte mich.

Ich hatte ein halbes Jahr mit meiner Kündigung gerungen

Meine nächste Kündigung wurde dann von einem recht schnellen Gespräch mit dem Chefredakteur entgegen genommen. Es war viel passiert in den zwei Jahren, in denen ich als Redakteurin einer erfolgreichen Zeitschrift gearbeitet hatte.

Ich hatte ein halbes Jahr mit meiner Kündigung gerungen. Und sie schließlich formuliert, getippt, eingereicht.

Etwa zwei Monate zuvor gab es einen Führungswechsel. Die einzige Frage, die der neue Chef zunächst stellte, war, ob es seinetwegen sei. Ich verneinte, sein neuer Führungsstil war eher der Tropfen auf dem heißen Stein als ein Grund. Dann ging alles relativ schnell. Eingewilligt. Abschiedsfeier. Zeugnis. Jeder ist ersetzbar. Auch hier blieben Fragen offen, die ich mich damals aber nicht getraut hatte zu fragen. Feedback von Arbeitgeberseite gab es nur sehr spärlich. 

Was habt ihr eigentlich an mir geschätzt?

Ich fragte mich im Nachhinein: Was habt ihr eigentlich an mir geschätzt? Inwiefern war meine Arbeit zufriedenstellend bis hierher – was hätte ich anders machen können?

Eine gelebte Feedbackkultur gab es damals nicht. In Unternehmen hat sich hierzu viel getan, wenn auch nicht in allen. 

Heute blicke ich selbstkritisch zurück: Vielleicht habe ich damals die Wertschätzungen zwischen den Zeilen einfach überhört.

Auch Kündigung und Trennung kann man üben

Beim nächsten Mal war ich dann schon geübter. Aber das vereinfachte meine Lage nicht unbedingt, denn mittlerweile waren auch andere Dinge in meinem Leben wichtiger geworden. Familie. Partnerschaft. Kinder.

Nach langen, wirklich langen Überlegungen, kündigte ich nach meiner zweiten Elternzeit, in der ich nach einem Jahr Pause für 20 Stunden pro Woche gearbeitet hatte. Ich erledigte damals genau so viel wie zu meinen 40-Stunden-Zeiten, entwarf ein neues Produkt für das Haus und war mit Leib und Seele dabei.

Doch der gedruckten Medienbranche ging es damals nicht besonders gut und es wurde an allen Ecken und Enden gespart.

Im Endeffekt waren die Controller bestimmt froh, dass eine wie ich – lange dabei, Senior-Gehalt, Ansprüche, ehrliche Kommunikation – geht und ihren Hut nimmt.

Verständlich, irgendwie. Meine direkten Vorgesetzten hatten sich damals sehr fair verhalten, das freute mich.

Selbst auf meine Kolumne hat niemand reagiert

Aber was ich wirklich bis heute lustig finde ist, dass auf meine Kolumne, die ich damals schrieb, kaum jemand aus dem Haus reagierte.

Ich schrieb etwa sinngemäß, dass ich es wichtig fände, dass Arbeitgeber sich für ihre Mitarbeiter interessieren und in meinem Fall, dass ich doch als teilzeitarbeitende Redakteurin viel motivierter sei als als Vollzeitfrau, die ständig das schlechte Gewissen plagt, weil sie ihre Kinder nicht sieht.

Hier hätte man gut auch von höherer Stelle ein Feedback-Gespräch führen können. So nach dem Motto: “Ist ja spannend, was Sie da so publizieren…” Angesprochen darauf hat mich niemand. So blieben auch hier Fragen offen. Heute würde ich viel aktiver Feedback einfordern und sagen, was ich möchte. Das war ein Lernprozess. 

Zusammengefasst ist zu sagen, dass ich Kündigungen bis zu meiner Selbständigkeit als Beraterin nur von einer Seite kannte. Mir wurde noch nie gekündigt.

Außer im Privatleben.
Umso erbärmlicher fühlte ich mich, als mein damaliger Freund mir brühwarm erzählte, dass er zurück zu seiner Ex gehen würde. Bäm! Das erste Mal.

Nun gut, auch im Verlassenwerden braucht es gewisse Übung. Heute kann ich das gut gebrauchen, denn Absagen von Kunden, misslungene Akquiseversuche, verlorene Pitches – ich kann heute gut damit umgehen.

Wie sagt die gute Beraterin? Ich lerne mit jedem Atemzug dazu!

Führungskräfte, die sich von Mitarbeitern trennen, sollten das respektvoll tun. Immerhin verbringen wir oft sehr viel Zeit unseres Lebens miteinander. 

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