Erfahrungsbericht: Ein DeSelfie über den Mut, etwas Neues anzufangen.
Und über das Gefühl, wenn die Puzzle-Teile des Lebens plötzlich zusammenpassen. Der 25jährige Colours gewährt Einblicke in sein Verständnis vom Leben. Nach einer Krise trennte er sich von seiner Freundin, wechselte Ort und Studium. Mit dem Nachdenken über sich selbst kam die Freude auf das Unbekannte. Und der Mut und die Lust, sich auszuprobieren.
Plötzlich habe ich verstanden: Ich bin ein kleines Puzzleteil. Und gleichzeitig ein Teil von etwas Großem. Meinem Leben.
Zuerst bin ich eines von vielen, in einer großen Schachtel, mit fast unendlich vielen anderen kleinen Puzzleteilen. Dunkel ist es. Ich weiß noch nicht viel mit mir anzufangen. Dann öffnet sich die Schachtel und es wird hell um mich herum. Ich sehe viele andere Teile, wie sie kreuz und quer zerstreut liegen, zum Teil umgedreht, sodass ich nicht sehen kann, was sie darstellen sollen. Überfordert bin ich, muss ich mich hier doch erst einmal zurecht finden.
Erfordert Mut: Grenzen abstecken
Erst mache ich es mir einfach. Ich beginne da, wo die meisten anderen auch beginnen – und suche den Rand meines Puzzles. Die Grenzen, die ich nicht überschreiten will, komme was kommen wolle. Dabei fühle ich mich sicher. Ich selbst aber bin kein Rand-Puzzleteil. Ich will der Mittelpunkt meines Puzzles sein – oder etwa doch nicht?
Immer noch fühle ich mich verloren in der Menge an potenziellen anderen Teilen, die zu mir passen könnten. Manchen sehe ich es ihnen sofort an, dass sie nicht direkt zu mir gehören. Andere erwecken hingegen den Anschein, als seien sie wie für mich gemacht! Ich probiere sie aus, probiere mich an anderen aus.
Der wichtigste Teil: meine Familie
Aber keines scheint zu passen. So geht das immer weiter. Ewig dauert es.
Doch dann: Das erste Teil, das zu mir passt. Oder ich zu ihm? Egal, ich fühle mich gut dabei. Ewig habe ich gesucht. Dabei war dieses erste Puzzleteil schon die ganz Zeit neben mir gelegen. Nur umgedreht. Deshalb habe ich es nicht gesehen: meine Familie. Sie passt zu mir, wie ich zu ihr. Ich fühle mich wohl als ein Teil von ihr.
Wenn ich den Lichtkegel schließlich schwenke, finden sich weitere Teile, die glauben, sie könnten zu mir gehören. Ein gleicher Anschluss, eine Fügung. Tatsächlich, stimmt! Auf den ersten Blick. Ich verbinde mich mit diesem Teil und verbinde mich dadurch mit vielen weiteren Puzzleteilen, die zu meiner neuesten Verbindung passen. Ein Gefüge entsteht und ich bin mittendrin. Spannend! Aber auch: ernüchternd!
Der nächste Teil, Mut. Eine Freundin
Nach einiger Zeit betrachte ich mich von weiter weg, will einen Überblick. Über mich, über alles. Erst jetzt fällt mir auf, dass eines der Teile doch nicht so gut passt, wie ich anfangs dachte. Nicht zu mir. Obwohl es sich gut angefühlt hat, der kleine Spalt zwischen uns war kein Zufall.
Auf den zweiten Blick, von weiter weg, passt du nicht zu mir. Ich muss mich trennen. Von dir und dem, was zu dir dazu gehört.
Verzweifelt suche ich Halt an einem Teil, das mir in Wahrheit keinen Halt bieten kann. Auf eine nicht spürbare Art fühle ich mich aber trotzdem zugehörig. Heute weiß ich, welches Gefühl dazu passt: Das täuschende Gefühl, vermeintlich glücklich zu sein.
Ein dynamisches Gleichgewicht finden
Ein Puzzleteil hört dann auf zu schweben, wenn es ein zugehöriges Teil gefunden hat. Es ist nicht mehr ständig in Bewegung, wenn zwei der vier Seiten Halt gefunden haben. Wenn mich also ein Teil hält, bin ich nicht verloren und kann mich trotzdem bewegen. Ein dynamisches Gleichgewicht kann sich einstellen.
Auf diesen Weg habe ich heute eine Möglichkeit gefunden, den Rückhalt in meinen anderen Teilen zu suchen. Erst einmal.
Und das könnte auch interessant sein: Hier schaut der Autor dieser Zeilen auf sein “Geschafft” zurück.
Hier ein weiterer Artikel zum Thema Mut und Risikobereitschaft.
DeSelfie heißt: Sich selbst auf der Spur sein.