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Altertümliches Wort, aktuelle Bedeutung

DeSelfie kommentiert und verlinkt interessante Artikel, Projekte und Menschen für Schnell-Leser: heute, ein Buch. Wir haben den Sommer genutzt, um Sachbücher zu lesen. Eines davon passt besonders gut zu DeSelfie – vor allem und gerade in „Post-Chemnitz-Zeiten“ spricht „Würde. Was uns stark macht – als Einzelne und als Gesellschaft“ von Hirnforscher Gerald Hüther uns an. Warum?

Beginnen wir mit dem Ende: In den Schlussgedanken von Gerald Hüthers Buch heißt es: „Niemand kann sein Leben ändern, aber jeder Mensch kann sich zu jedem Zeitpunkt seines Lebens dafür entscheiden, fortan anders zu leben als bisher.“ Ein schöner Gedanke, der mich oft in Coachings und Beratungen begleitet. Wir Menschen haben häufig die Wahl, uns zu entscheiden. Es muss uns nur bewusst sein oder werden, Selbstreflexion hilft uns dabei.

Würde heißt, mehr Bewusstheit

Wenn Gerald Hüther von „Veränderung“ im Sinne von „Würde bewahren“ spricht, dann meint er: mehr Achtsamkeit und Bewusstheit sich selbst und anderen gegenüber. Ihm geht es nicht um Effizienzsteigerung oder Erfolgsstreben. Sondern um die Wiederentdeckung des Gefühls. Ein schöner Gedanke, den wir von DeSelfie teilen. Ein kleiner Schritt für den einzelnen Moment, kann ein großer Schritt für ein ganzes Leben sein.

Profit oder Würde?

Insbesondere in Erinnerung ist mir eine Stelle im Buch geblieben. Dort erinnert sich Gerald Hüther an eine Podiumsdiskussion, bei der er und der CEO eines großen Unternehmens auf der Bühne saßen. Hüther stellte dem CEO eine „Wahl-Frage“: Wenn er die Wahl habe, mehr Profit für sein Unternehmen herauszuschlagen – dabei aber seine Würde verletze – was würde er dann tun? Dieser schwieg. Er wusste nicht, was er antworten sollte. Nach anfänglicher Irritation honorierte das Publikum Hüthers Frage mit Applaus. Interessant, dass wir Menschen ein Gespür für „Würde“ haben, auch wenn wir diese nicht täglich in den Mittelpunkt unseres Bewusstseins stellen.

Die wichtigsten Thesen aus dem Buch im Überblick

Würde von Gerald Huether

  1. Die Vorstellung von der Würde, die jeder Mensch besitzt, ist die entscheidende Voraussetzung jeder demokratischen Gesellschaft.
  2. Würde besitzen bedeutet: Gut zu sich selbst und anderen sein.
  3. Wer ein würdevolles Leben führen möchte, der sollte ein inneres Bild entwickeln, wer er sein will. Denn das stiftet innere Orientierung.
  4. Die wichtigsten Erfahrungen, die wir Menschen im Laufe unseres Lebens machen, sind Erfahrungen, die aus dem Zusammenleben mit anderen Menschen erwachsen.
  5. In unserer schnelllebigen Welt ist es hilfreich, ein Höchstmaß an Offenheit und Veränderungsfähigkeit zu entwickeln.
  6. Eine Person, die sich ihrer Würde bewusst ist, hat kein Interesse daran, andere Personen zu Objekten ihrer Absichten und Erwartungen zu machen. Eine solche Person würde auch nicht die Würde anderer Menschen verletzen.

In Chemnitz hat ein Künstlerkollektiv im Sommer 2018 ein Banner mit der Aufschrift „Die Würde des Menschen ist antastbar“ aufgehängt. Hiermit schließt sich der Kreis dieser kurzen Betrachtung. Das Wort “Würde” ist wieder im täglichen Diskurs angekommen.
Interessant zum Weiterdenken: die Initiative Würdekompass.

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Hier haben wir bereits über Gerald Hüther und seine Thesen berichtet: In “Etwas mehr Hirn, bitte”, schrieb Hüther über Kohärenz und darüber, warum unser Hirn so wenig Energie wie möglich verbrauchen möchte.

Und dass sich unser Denken und Handeln im Laufe des Lebens verändern kann, wenn wir das wollen beschreiben sehr eindrücklich in ihren DeSelfies unsere Autorinnen Charlotte Friedrich und Carina Rothenbücher.

DeSelfie heißt: Sich selbst auf der Spur sein.